Dienstag, 27. September 2005

Aufbruch in Richtung Insel

Ja da ists dann losgegangen....

Aj und ich sind mit dem VW-Bus seiner Eltern, vollbepackt mit unserem ganzen Hab und Gut, was einiges ist wenn man bedenkt, dass man 1 Jahr irgendwo hingeht, von Salzburg nach Southampton gefahren... Wir haben es in knapp 24h geschafft. Es war unglaublich anstrengend, weil wir uns mindestens 5mal verfahren haben, Staus überall gewesen sind, besonders immer dann, wenn ich gefahren bin und wir auch nur 2,3 h im Auto auf irgendeinem Tankstellenparkplatz in Frankreich geschlafen haben.

In Calais nahmen wir dann die Fähre und betraten unsere "neue Heimat"...

My ROOM!!!

Unsere erste Mission war natürlich die, so schnell wie möglich irgendwo schlafen zu können. Aj seinem nervlichen Tiefpunkt nahe, ich zwieder und traurig, weil ich das Gefühl hatte zu Hause was zu versäumen und dieses ganze Jahr ein großer Fehler sei. Eine gute Kombination, wenn man bedenkt wie liebevoll wir beide, AJ und ich, ganz generell miteinander umgehen.

Da AJ und ich uns bereits VOR unserer Ankunft in England, eine Unterkunft gesichert hatten (nicht so wie andere Kollegen, namens Chappy), um nicht unnötig Geld für Hostels zu verplempern, führte unser erster Weg auch dorthin: Kimber Hall und Emily Davies Hall, 2 Studentenheime.

AJ und ich hatten uns in 2 verschiedenen Studentenheimen einquatiert und da AJ viel mehr Zeug im Bus hatte als ich, beschlossen wir zuerst zu seiner "Hall" zu fahren, um bereits dort den Großteil an Krempls aus dem Bus ausräumen zu können.

Die einzige Information, die wir zu unseren Studentenheimen erhalten hatten, neben der Addresse, war der Preis den wir zukünftig quartalsmäßig dafür löhnen sollten und angesichtsdessen, waren unsere Erwartungen hoch, auch wenn wir wussten, dass England "angeblich" teuer sein sollte.

Als uns dann ein junger Brite von der Rezeption, mit Hilfe 3er verschiedener Schlüssel sowie Magnetkarten, in den Hochsicherheitstrakt führte, in dem sich AJs Zimmer befand und wir die Tür öffneten, konnten wir unseren Augen nicht trauen. Ungläubig und geschockt vom ersten Eindruck, verfolgten wir mit halbgeöffneten Mündern die Handbewegung des jungen Briten, der uns, neben ganz vielen anderen Dingen und Instruktionen, vor allem erklärte, dass die Heizung mit einem Bewegungsmelder ausgestattet sei und AJ sich nicht wundern sollte, wenn es in der Nacht plötzlich kalt würde.

Während AJ bereits mit Tatsachen konfrontiert wurde, "durfte" ich mir nach wie vor ausmalen, wie doch MEIN Zimmer aussehen würde und angesichts AJs Zimmer, welches preislich gesehen ja die Luxussuite sein sollte, war ich nicht großer Erwartungen.(Aj's Zimmer war ca. 90 Pounds/week (ca. 130 Euro) mit eigenem Bad und meines sollte 45 Pfund die Woche kosten, ohne eigenes Bad)

AJs Zimmer war ca. 10m2 groß, hatte einen Einbaukasten mit einer Breite von 1m, ein Bett, dass viel zu kurz war, einen Schreibtisch mit 2 Laden + Sessel, sowie ein 2reihiges Bücherregal. Wenn man das in die preisliche Relation von 130 Euro/Woche setzt, ist das deprimierend.

Daraufhin erreichte AJ, nachdem er beinahe 24h nicht geschlafen hatte, seinen nervlichen Tiefpunkt und verweigerte jegliche Kommunikation. Für ihn stand nun fest, dass auf keinen Fall alle Dinge, die er von Österreich mitgenommen hatte, ihren Platz in diesem Zimmer finden würden.

Nachdem wir den Großteil abgeladen und AJ sich wieder beruhigt hatte, machten wir uns auf den Weg zu meiner "Hall": Emily Davies. Ich war auf jeden Fall aufs Schlimmste vorbereitet und beschloss dieses mit Humor zunehmen, auch wenn es bedeuten sollte, dass ich die Hälfte meiner Sachen mit der Post, sündteuer nach Österreich zurückschicken musste.

Bereits auf den ersten Blick von außen, war die Preisdifferenz zwischen meiner Hall und AJs begründet. Das "Emily Davies" war das erste Studentenheim in Southampton und sah dementsprechend älter und abgenutzer aus. Außerdem gab es keine Sicherheitszäune, "nur" 4 CCTV Kameras und ich bekam nur 2 Schlüssel um in mein Zimmer zu gelangen, einen der die Haupteingangstür und meine Zimmertür sperrte und einen für meine Wohnungstür, da mein Studentenheim ihre Zimmer in Wohngemeinschaften angeordnet hatte (1 Wohnung = 4 Zimmer + Bad + Küche).

Mein Rezeptionist war ein kleiner Inder, der mich herumführte und als er mir letztendlich die Tür zu meinem zukünftigen Reich öffnete, konnte ich mir das Lachen kaum verhalten:
Mein neues Zimmer(lein) war 5qm groß, quadratisch, jedoch mit der ca. selben Ausstattung bestückt wie AJs, womit ich ganz genau 1qm Bewegungsfreiheit hatte.

Wenn sich AJ in die Mitte des Raumes stellte und die Arme zur Seite hin ausstreckte berührten seine Fingerspitzen links und rechts die Wände. Ausstattungsmäßig war der einzige Unterschied zu Aj's, dass mein Kasten nur eine Breite von 50cm vorzuweisen hatte...

Naja, als wir dann mein Zeug aus dem Bus räumten, wurde mir trotz meines Vorsatzes, alles mit Humor zu nehmen, ein wenig bang um Herz, weil ich keine Ahnung hatte, wo ich mein ganzes Zeug unterbringen sollte.

Letztendlich hatte ich es jedoch geschafft und trotz aller Strapazen, oder vielleicht auch deswegen, verliebte ich mich in mein kleines 5qmtriges Reich, welches in seinen besten Tagen 15Leute fasste!! Und das soll was heißen!

Mein Reich